Vier Wochen ohne die S-Bahnlinie 2 – Verkehrsinfarkt und kein Ende in Sicht?

Ein Kommentar von Roland Schröder, Verkehrspolitischer Sprecher der SPD Pankow in der Bezirksverordnetenversammlung von Pankow

Seit dem 14. Oktober 2016 ruht der gesamte S-Bahnverkehr wegen umfangreicher Bauarbeiten zwischen den Bahnhöfen Blankenburg und Bernau für vier Wochen. Für die Fahrgäste wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, die Reisezeiten erhöhen sich deutlich von 17 auf bis zu 48 Minuten für die gesamte Strecke. Diese vorrübergehenden Beeinträchtigungen sind sehr belastend und auch ärgerlich, nach Abschluss der Arbeiten können sich aber deutliche Vorteile für die Fahrgäste ergeben.

Was wird gebaut?

Durch die Erneuerung des Oberbaus der beiden S-Bahn-Gleise zwischen Karow und Buch sowie im Bahnhof Buch werden Langsamfahrstellen beseitigt. Der Einbau von fünf neuen Weichen im Bahnhof Karow kann die Abfolge der Züge vereinfachen und beschleunigen. Durch die Installation der Zugsicherungstechnik der Berliner S-Bahn (ZBS) und der damit verbundenden Errichtung von 46 neuen Signalen sowie der Prüfung, Abnahme und Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks Zepernick verfügt diese Strecke dann gemeinsam mit der Stadtbahn über die modernste Sicherungstechnik des Berliner S-Bahnnetzes. Die bisherige mechanische Zugsicherung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört damit endlich der Vergangenheit an.

Bringt das denn auch etwas?

Durch diese Veränderungen werden künftig nur noch die neueren Züge der Baureihe 482/482 oder die demnächst zur Auslieferung kommenden neuen S-Bahnen der Baureihen 483 und 484 zum Einsatz kommen können. Die älteren Züge werden nicht mehr auf diese Technik umgerüstet und können somit nicht mehr zum Einsatz kommen. Zugleich kann von einem stabileren Betrieb ausgegangen werden, da die Strecke dann zentral über ein Stellwerk gesteuert wird. Größter Vorteil ist aber mit Sicherheit, dass es künftig durch den Einbau der neuen Technik möglich ist, auch zwischen den Bahnhöfen Bernau und Berlin-Buch einen 10-Minuten-Takt zu fahren. Damit können sich für viele Pendlerinnen und Pendler aus dem Umland erhebliche verkehrliche Verbesserungen ergeben. Das kann auch dazu beitragen das mit parkenden PKW überfüllte Umfeld des S-Bahnhofs Buch zu entlasten. An dieser Stelle ist aber zunächst die Politik gefragt, denn diese zusätzlichen Fahrleistungen müssten die Länder Berlin und Brandenburg erst noch bei der S-Bahn Berlin GmbH bestellen. Fordern Sie also die Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin auf, dass diese sich für die Bestellung dieser Fahrten einsetzen.

Noch mehr Bauarbeiten?

Gerade vor der ab 2017 anstehenden Sanierung der acht Kilometer langen A114 vom Dreieck Pankow bis Französisch Buchholz und ebenfalls ab 2017 vorgesehenen Ersetzung von 13 Eisenbahnüberführungen in Buch (Wiltbergstraße, Pölnitzweg, Mewesstraße), Panketal (Personentunnel Röntgental, Bahnhofstraße, Schönerlinder Straße, Panke, Schönower Straße) und Bernau (Feldweg, Zepernicker Chaussee, Weißenseer Straße, Bahnhofstraße, Börnicker Chaussee) sowie den ebenfalls geplanten Bauarbeiten an den Gleisen der fern- und regionalbahn ist es wichtig, dass im Vorfeld alle weiteren S-Bahn-Abschnitte soweit saniert sind, dass sie für die Aufnahme zusätzlicher Verkehr gut hergerichtet sind.

Und dann kommt auch noch der sogenannte Turmbahnhof am Karower Kreuz?

Ob eines Tages am Karower Kreuz tatsächlich ein sogenannter Turmbahnhof als neuer Kreuzungsbahnhof von S- und Regionalbahnlinien entsteht, ist derzeit noch nicht abzusehen. Im aktuellen Planfeststellungsverfahren sind nämlich nur vorbereitende Arbeiten und Planungen vorgesehen. Insgesamt soll die Strecke der Regional- und Fernbahn im Bereich des Karower Kreuzes zweigeleisig ausgebaut werden. Dabei werden vor allem auch Maßnahmen für den Lärmschutz zwischen Blankenburg und Buch vorgesehen und eben auch der spätere Einbau eines Turmbahnhofs.

Würde dieser Bahnhof errichtet ist allerdings fraglich, ob z. B. die Heidekrautbahn dann weiterhin den Bahnhof Karow als Haltepunkt anfahren wird oder nicht. Das hätte auch entscheidende Auswirkungen auf Attraktivität des gesamten Bahnhofs sowie für die Verbindung von Karow mit der Schorfheide. Zugleich stellt sich die Frage, welches Fahrgastaufkommen tatsächlich realisiert werden kann, da es in unmittelbarer Umgebung nur wenig Bewohnerinnen und Bewohner gibt. Alle ein- und aussteigenden Fahrgäste müssen also erst mit anderen Verkehrsmitteln den Bahnhof erreichen oder verlassen können. In Frage kommen selbstverständlich auch umsteigende Fahrgäste: Doch welche Umsteigebeziehung kann hier sinnvoll erfolgen? Vielleicht nutzen Fahrgäste von Oranienburg nach Bernau oder auch zwischen Eberswalde und dem eines Tages vielleicht doch eröffneten Flughafen BER diese Möglichkeit? Aber steigen diese Fahrgäste an diesem Punkt tatsächlich um? Wie häufig müssten die Züge fahren, damit das Umsteigen an dieser Stelle attraktiv ist? Und was sagen die Anwohnerinnen und Anwohner heute noch ruhiger Seitenstraßen oder Sackgassen, die dann als An- und Abfahrtsstraßen für einen Bahnhof ausgebaut werden?

Diese Debatte bleibt spannend und ist im Ausgang offen. Ich freue mich auf Ihre Anregungen und Positionen.

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der Oktober, November, Dezember-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.