Wie sicher ist unsere Nachbarschaft? – Innensenator Andreas Geisel zu Gast in Buch
Etwa 200 Bürgerinnen und Bürger aus Buch und Karow sowie umliegenden Ortsteilen folgten am 17. Januar 2017 einer Einladung der SPD-Abteilung Karow-Buch in die „Feste Scheune“ in Buch, um mit dem neuen Innensenator Andreas Geisel, dem Vorstandsmitglied der Ersten Wohnungsgenossenschaft Pankow Markus Luft und dem Leiter des Polizeiabschnitts 14 Ulf Seltier über Kriminalität in Karow und Buch zu diskutieren. Insbesondere den Fragen aus dem Publikum wurde an diesem Abend viel Raum gegeben.
Es ist eine Selbstverständlichkeit, „als Gesellschaft für diejenigen einzustehen, die für uns einstehen“, erklärte der Berliner Innensenator Andreas Geisel, der mit einer klaren und realistischen Haltung sein neues Amt antritt: Andreas Geisel möchte die Polizei personell und technisch besser ausstatten und die Besoldung der Berliner Polizistinnen und Polizisten dem Durchschnitt der Bundesländer angleichen. Der Innensenator Andreas Geisel betonte aber auch, dass gerade die Ausbildung neuer Polizistinnen und Polizisten Zeit brauche. Die von seinem CDU-Vorgänger Frank Henkel geerbten Defizite werden er und die Koalition nun entschlossen angehen.
Andreas Geisel lenkte den Blick zunächst auf die Sicherheitslage in Berlin nach dem Terroranschlag. Öffentliche Sicherheit stellt sich für ihn vielmehr als gesamtgesellschaftliche und ressortübergreifende Aufgabe dar, wobei er für einen besonnenen Einsatz von Videoüberwachung, z.B. bei Großveranstaltungen und an besonders gefährdeten Orten, plädiert. Eine Jugendfreizeiteinrichtung mit engagierten Sozialarbeitern sei seiner Ansicht nach aber langfristig hilfreicher, als überall in der Stadt Videokameras zu installieren.
Sorge bereiteten den Bucher und Karower Mitbürgern vor allem die mitunter langen Anfahrtszeiten, Wohnungs- und Hauseinbrüche sowie die mutmaßlich zu geringe Polizeipräsenz im Pankower Norden. Bei den Anfahrtszeiten von Rettungskräften und Polizei sieht auch der Senator Handlungsbedarf. Es werde jedoch Zeit benötigen, um entsprechende Verbesserungen umzusetzen. Innensenator Andreas Geisel setzt bei Bekämpfung international operierender Einbrecherbanden auf die Zusammenarbeit mit Brandenburg und dem Bund. Wichtiger aber sei die Prävention von Einbrüchen und eine aufmerksame Nachbarschaft. Der Pankower SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup rief dazu auf, die von der Bundesregierung eingerichteten öffentliche Zuschüsse für Mieter und Hausbesitzer zur Sicherung gegen Wohnungs- und Hauseinbrüche zu beantragen. Hier habe der Bund eine Möglichkeit geschaffen, mit der wir uns effektiv gegen Einbrecher schützen können.
Polizeioberrat Ulf Seltier, Leiter des 14. Polizeiabschnitts, zuständig auch für Buch und Karow, legte dar, dass die Alltagskriminalität (z.B. Diebstahl, Einbrüche, Trickbetrug) in den beiden Ortsteilen seit 2016 wieder deutlich rückläufig sei. Unser subjektives Sicherheitsgefühl werde aber vor allem durch die schnelle Verfügbarkeit von Informationen und viele Falschmeldungen in den Sozialen Netzwerken negativ beeinflusst. Bei aller Besorgnis oder Unbekümmertheit im Alltag ist es aber wichtig den Blick für die Opfer nicht zu verlieren, deren individuelles Unglück auch nicht durch sinkende Kriminalitätsraten aufgewogen wird.
Das Buch und Karow ein relativ sicheres und gutes Wohnumfeld bieten, bestätigte auch Markus Luft von der EWG Pankow. Als in Buch 2015 die Flüchtlingsunterkunft an der Groscurthstraße eröffnet wurde, habe es bei den Mieterinnen und Mietern zwar Vorbehalte und Ängste gegeben, mittlerweile habe sich das Verhältnis zu den neuen Nachbarn normalisiert. Alle drei Podiumsteilnehmer betonten, dass seit dem Zuzug der Geflüchteten die Kriminalität im Umfeld der Unterkünfte nicht gestiegen ist.
Angesichts der vielen Herausforderungen, die vor uns liegen, standen die Bewerber um den Posten des Innensenators nicht gerade Schlange, so Andreas Geisel: „Es gab nicht viele Personen, die diesen Job machen wollten – ich schon!“ Die neue Aufgabe jedenfalls möchte er mit Besonnenheit und Tatkraft angehen.