Einmischen statt dichtmachen – Im Pankower Norden wird die Zukunft der Quartiere entschieden. Reden Sie mit!

Ein Kommentar von Rona Tietje, Fraktionsvorsitzende der SPD Pankow in der Bezirksverordnetenversammlung und unsere Bürgermeisterkandidatin für Pankow

Im Frühjahr des letzten Jahres schlug ein Bauvorhaben im Bezirk große Wellen: Es hieß, das Gebiet rund um die Michelangelostraße soll umgestaltet und mit mehreren Tausend neuen Wohnungen bebaut werden. Der Senat hatte dazu einen Architektenwettbewerb durchführen lassen und informierte nun über die Ergebnisse. Die jetzigen Anwohnerinnen und Anwohner des Gebiets waren erst erschrocken und dann sauer: Ihrer Ansicht nach würde die Umsetzung des Siegerentwurfs ihre bisherige Wohnqualität massiv beeinträchtigen. Es organisierte sich ein breiter Widerstand, der sich über die Presse und in der BVV lautstark Luft machte.

Gut ein Jahr später ist die Lage eine völlig andere: Gebaut werden soll nach wie vor. Inzwischen aber sind die Anwohnerinnen und Anwohner und die Fraktionen in der BVV miteinander im Dialog. Die Befürchtungen der Nachbarschaft, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, ist dem Bewusstsein gewichen, Veränderungen aktiv mitgestalten und beeinflussen zu können. Denn es geht voran: In der letzten BVV vor der Sommerpause wurde ein Antrag aus der Feder der AnwohnerInnen beschlossen, in dem Leitlinien für die weitere Planung festgelegt werden.

Das Beispiel Michelangelostraße steht stellvertretend für viele ganz ähnliche Projekte im Bezirk. In ganz Berlin werden Wohnungen gebaut und viele davon in Pankow. Zum einen, weil hier aufgrund des Bevölkerungswachstums der Bedarf besonders hoch ist. Zum anderen aber auch, weil wir nach wie vor über vergleichsweise große Flächenpotenziale verfügen. Das trifft insbesondere auf den Norden zu und damit auch auf Karow und Buch. Ob durch Großprojekte, zu denen das Pankower Tor, die Greifswalder Straße und die Elisabeth-Aue gehören, oder die vielen kleinen Vorhaben, mit denen innerstädtische Baulücken geschlossen werden: Berlin rückt zusammen. Angesichts von fast 50.000 NeuberlinerInnen pro Jahr ist das auch unausweichlich.

Doch nur weil sich das „Ob“ einer Bebauung als gesamtstädtische Notwendigkeit erweist, ist das „Wie“ noch lange nicht entschieden. Als SPD-Fraktion setzen wir uns bei den genannten Projekten für eine maßvolle Bebauung ein, die der jetzigen Umgebung nicht nur zumutbar ist, sondern die für sie einen Mehrwert bedeutet: Durch eine bessere ÖPNV-Anbindung und die Aufwertung der Grünflächen, durch Kitas, Schulen, Ärzte, Einzelhandel und Freizeitmöglichkeiten – kurzum – all das, was bei der Schließung kleiner innerstädtischer Baulücken nicht möglich ist.

Die Zahl der neu entstehenden Wohnungen ist häufig der größte Knackpunkt in der Diskussion mit der Nachbarschaft. Dabei hilft es nicht wenn manch einer, wie aktuell im Fall der Elisabeth-Aue, mit Fantasie-Zahlen durch die Gegend läuft und die AnwohnerInnen verunsichert. Denn obwohl sich der Senat als Planungsbehörde auf eine klare Obergrenze von höchstens 5.000 Wohnungen festgelegt hat, bringt ausgerechnet der grüne Pankower Baustadtrat das Drei- bis Vierfache ins Gespräch. Das ist unseriös und entbehrt jeder Grundlage.

Ich verstehe, dass Veränderungen in der direkten Nachbarschaft nicht immer nur auf Zustimmung stoßen, sondern auch Skepsis und Ablehnung hervorrufen. Deshalb ist es mir wichtig, mit allen Seiten in ein offenes Gespräch zu kommen. Die angesprochenen Projekte werden ihre Quartiere auf Jahrzehnte hin prägen. Der Austausch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern findet deshalb längst statt und ist ein elementarer Bestandteil der Vorhaben. Dafür ist es unerlässlich, sich auch auf andere Positionen einzulassen. Das Beispiel der Michelangelostraße hat das ganz deutlich gezeigt. Auch hier gibt es nach wie viele unterschiedliche Vorstellungen. Aber es gibt inzwischen eben auch eine ganze Menge Gemeinsamkeiten.

Lassen Sie uns diese Zeit der großen Veränderungen dazu nutzen, Pankow für die nächsten Jahre gut aufzustellen: Mit qualitativ gutem, bezahlbarem Wohnraum, der keiner Verdrängung zum Opfer fällt. Mit lebendigen Quartieren und einer Infrastruktur, die ihrer Aufgabe und Nachfrage gerecht wird. Und mit einer Bezirksgesellschaft, die miteinander streitet, ohne einander auszugrenzen.

Also nutzen Sie Ihre Stimme: Fragen Sie, fordern Sie, mischen Sie sich ein – der Wahlkampf ist dafür eine hervorragende Gelegenheit. Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen!

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der Juli, August, September-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.