Herausforderung Wohnungsbau

Ein Kommentar von Nicolas Drathschmidt, Stellvertretender Vorsitzender der SPD Karow-Buch

Berlin wächst. Die Hauptstadt ist attraktiv und zieht Menschen aus ganz Deutschland und der Welt an. Davon profitiert unsere Wirtschaft und auch die Steuereinnahmen sprudeln wie schon lange nicht mehr. Dieses Wachstum hat aber auch negative Begleiterscheinungen: Die Stadt platzt aus allen Nähten, der Wohnraum wird knapp und vor allem teuer. Kitaplätze fehlen, Sportstätten reichen nicht mehr aus, die Verwaltung ächzt unter der Belastung. Dennoch, Berlin kann stolz darauf sein, was bisher erreicht wurde. Vor nicht allzu langer Zeit wurde darüber nachgedacht, was wir mit den vielen leerstehenden Wohnungen machen, wie wir die wirtschaftliche Flaute überwinden und die schrumpfende Stadt organisieren. Dass dieser Trend gestoppt, gar umgedreht wurde, ist ein Erfolg der SPD. Die Aufgabe der Zukunft wird es sein, das Wachstum an die Bedürfnisse der Berlinerinnen und Berliner anzupassen. Die Berliner SPD hat daher eine Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet, um das Wachstum menschlich zu gestalten: Das Infrastruktur-Paket „Wachsende Stadt“ wurde geschaffen, reine Ferienwohnungen verboten, die Mietpreisbremse verschärft und nicht zuletzt bauen wir zahlreiche neue Wohnungen.

Buch und Karow sind attraktive Ortsteile am grünen Stadtrand von Berlin. Wir werden also auch hier bei uns Wohnraum schaffen müssen, um den Zuzug nach Berlin zu bewältigen. Dabei kommt es darauf an, dass wir lebendige Quartiere errichten und funktionierende Nachbarschaften ermöglichen. Teure Eigentumswohnungen reichen nicht aus, um den Bedarf der Berlinerinnen und Berliner zu decken. Wir brauchen bezahlbare Mietwohnungen, damit die typische Berliner Mischung erhalten bleibt. Bei uns soll die Studentin neben der Familie und dem Rentner in einem Haus wohnen können. Deshalb fordern wir, dass bei allen großen Neubauvorhaben mindestens 25% Sozialwohnungen entstehen.

In Buch soll das Gebiet Am Sandhaus und der Max-Burghardt-Straße entwickelt werden. Auch in Karow-Süd wird Berlin bauen. Dabei entstehen allerdings nur attraktive Stadtteile, wenn wir ausreichend bezahlbare Mietwohnungen schaffen, das Quartier barrierearm gestalten und nachhaltig und klimafreundlich bauen. Wir müssen von vorneherein Verbesserungen für alle – Alteingesessene und Zugezogene – planen, damit das Wachstum auch gut für die Menschen ist. Das heißt, wir brauchen gute Lösungen für den Auto- und Öffentlichen Nahverkehr sowie eine Ertüchtigung der sozialen Infrastruktur und damit nicht zuletzt auch den Neubau von Schulen und Kitas.

Wir haben die Chance in den neuen Quartieren Bildungseinrichtungen auf einem gemeinsamen Campus zusammen zu führen und unseren Kindern bestmögliche Bedingungen zu bieten. Wir können Stadtviertel im Grünen bauen, die die beste Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und ausreichend Erholungsflächen bietet. Wir können Bedingungen für bedarfsgerechtes Wohnen im Alter und barrierefreies Wohnen schaffen. Wir können den Öffentlichen Nahverkehr so ausbauen, dass auch die bereits hier lebenden Bürgerinnen und Bürger Vorteile verspüren.

Indem wir das Wachstum von Karow und Buch menschlich gestalten, werden wir unsere Ortsteile sozial stabilisieren. Die Berliner SPD ist die Mieterpartei. Gemeinsam werden wir diese Herausforderung meistern, damit Berlin bezahlbar bleibt.

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der Oktober, November, Dezember-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.

Vier Wochen ohne die S-Bahnlinie 2 – Verkehrsinfarkt und kein Ende in Sicht?

Ein Kommentar von Roland Schröder, Verkehrspolitischer Sprecher der SPD Pankow in der Bezirksverordnetenversammlung von Pankow

Seit dem 14. Oktober 2016 ruht der gesamte S-Bahnverkehr wegen umfangreicher Bauarbeiten zwischen den Bahnhöfen Blankenburg und Bernau für vier Wochen. Für die Fahrgäste wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, die Reisezeiten erhöhen sich deutlich von 17 auf bis zu 48 Minuten für die gesamte Strecke. Diese vorrübergehenden Beeinträchtigungen sind sehr belastend und auch ärgerlich, nach Abschluss der Arbeiten können sich aber deutliche Vorteile für die Fahrgäste ergeben.

Was wird gebaut?

Durch die Erneuerung des Oberbaus der beiden S-Bahn-Gleise zwischen Karow und Buch sowie im Bahnhof Buch werden Langsamfahrstellen beseitigt. Der Einbau von fünf neuen Weichen im Bahnhof Karow kann die Abfolge der Züge vereinfachen und beschleunigen. Durch die Installation der Zugsicherungstechnik der Berliner S-Bahn (ZBS) und der damit verbundenden Errichtung von 46 neuen Signalen sowie der Prüfung, Abnahme und Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks Zepernick verfügt diese Strecke dann gemeinsam mit der Stadtbahn über die modernste Sicherungstechnik des Berliner S-Bahnnetzes. Die bisherige mechanische Zugsicherung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört damit endlich der Vergangenheit an.

Bringt das denn auch etwas?

Durch diese Veränderungen werden künftig nur noch die neueren Züge der Baureihe 482/482 oder die demnächst zur Auslieferung kommenden neuen S-Bahnen der Baureihen 483 und 484 zum Einsatz kommen können. Die älteren Züge werden nicht mehr auf diese Technik umgerüstet und können somit nicht mehr zum Einsatz kommen. Zugleich kann von einem stabileren Betrieb ausgegangen werden, da die Strecke dann zentral über ein Stellwerk gesteuert wird. Größter Vorteil ist aber mit Sicherheit, dass es künftig durch den Einbau der neuen Technik möglich ist, auch zwischen den Bahnhöfen Bernau und Berlin-Buch einen 10-Minuten-Takt zu fahren. Damit können sich für viele Pendlerinnen und Pendler aus dem Umland erhebliche verkehrliche Verbesserungen ergeben. Das kann auch dazu beitragen das mit parkenden PKW überfüllte Umfeld des S-Bahnhofs Buch zu entlasten. An dieser Stelle ist aber zunächst die Politik gefragt, denn diese zusätzlichen Fahrleistungen müssten die Länder Berlin und Brandenburg erst noch bei der S-Bahn Berlin GmbH bestellen. Fordern Sie also die Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin auf, dass diese sich für die Bestellung dieser Fahrten einsetzen.

Noch mehr Bauarbeiten?

Gerade vor der ab 2017 anstehenden Sanierung der acht Kilometer langen A114 vom Dreieck Pankow bis Französisch Buchholz und ebenfalls ab 2017 vorgesehenen Ersetzung von 13 Eisenbahnüberführungen in Buch (Wiltbergstraße, Pölnitzweg, Mewesstraße), Panketal (Personentunnel Röntgental, Bahnhofstraße, Schönerlinder Straße, Panke, Schönower Straße) und Bernau (Feldweg, Zepernicker Chaussee, Weißenseer Straße, Bahnhofstraße, Börnicker Chaussee) sowie den ebenfalls geplanten Bauarbeiten an den Gleisen der fern- und regionalbahn ist es wichtig, dass im Vorfeld alle weiteren S-Bahn-Abschnitte soweit saniert sind, dass sie für die Aufnahme zusätzlicher Verkehr gut hergerichtet sind.

Und dann kommt auch noch der sogenannte Turmbahnhof am Karower Kreuz?

Ob eines Tages am Karower Kreuz tatsächlich ein sogenannter Turmbahnhof als neuer Kreuzungsbahnhof von S- und Regionalbahnlinien entsteht, ist derzeit noch nicht abzusehen. Im aktuellen Planfeststellungsverfahren sind nämlich nur vorbereitende Arbeiten und Planungen vorgesehen. Insgesamt soll die Strecke der Regional- und Fernbahn im Bereich des Karower Kreuzes zweigeleisig ausgebaut werden. Dabei werden vor allem auch Maßnahmen für den Lärmschutz zwischen Blankenburg und Buch vorgesehen und eben auch der spätere Einbau eines Turmbahnhofs.

Würde dieser Bahnhof errichtet ist allerdings fraglich, ob z. B. die Heidekrautbahn dann weiterhin den Bahnhof Karow als Haltepunkt anfahren wird oder nicht. Das hätte auch entscheidende Auswirkungen auf Attraktivität des gesamten Bahnhofs sowie für die Verbindung von Karow mit der Schorfheide. Zugleich stellt sich die Frage, welches Fahrgastaufkommen tatsächlich realisiert werden kann, da es in unmittelbarer Umgebung nur wenig Bewohnerinnen und Bewohner gibt. Alle ein- und aussteigenden Fahrgäste müssen also erst mit anderen Verkehrsmitteln den Bahnhof erreichen oder verlassen können. In Frage kommen selbstverständlich auch umsteigende Fahrgäste: Doch welche Umsteigebeziehung kann hier sinnvoll erfolgen? Vielleicht nutzen Fahrgäste von Oranienburg nach Bernau oder auch zwischen Eberswalde und dem eines Tages vielleicht doch eröffneten Flughafen BER diese Möglichkeit? Aber steigen diese Fahrgäste an diesem Punkt tatsächlich um? Wie häufig müssten die Züge fahren, damit das Umsteigen an dieser Stelle attraktiv ist? Und was sagen die Anwohnerinnen und Anwohner heute noch ruhiger Seitenstraßen oder Sackgassen, die dann als An- und Abfahrtsstraßen für einen Bahnhof ausgebaut werden?

Diese Debatte bleibt spannend und ist im Ausgang offen. Ich freue mich auf Ihre Anregungen und Positionen.

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der Oktober, November, Dezember-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.

Karower Teiche und Karower Kreuz – SPD auf Tour

Ein Kommentar von Lucas Koppehl, Vorsitzender der SPD Karow-Buch

Im beginnenden Wahlkampfjahr besuchte die SPD-Abteilung Karow-Buch am 18. Juni die im benachbarten Ortsteil Französisch Buchholz liegenden Karower Teiche. Der Pankower Forstamtsleiter Romeo Kappel führte die Gruppe fachkundig durch die Anlage. Doch war dies nicht nur eine erholsame Wanderung durch die Mark Brandenburg, sondern mit einem politischen Anliegen verbunden. Was kaum einer weiß: Die besondere Entwicklung der Karower Teiche seit Ende der 1980-er Jahre hat dazu geführt, dass das Gelände heute einer der bedeutendsten Brutplätze zahlreicher bedrohter Vogelarten ist – und zwar europaweit. Sogar aus dem Ausland kommen Vogelexperten nach Pankow um sich mit der Artenvielfalt, die hier noch eine Heimstatt findet, zu beschäftigen. Dieses bedeutsame Umweltschutzgebiet zu erhalten und seine Bedeutung weiterhin zu fördern ist für uns als SPD Karow-Buch ein wichtiges Anliegen. Denn darüber hinaus sind die Karower Teiche als Teil des Naturparks Barnim ein Naherholungsgebiet für alle Mitbürger, das die Lebensqualität in unserem Bezirk so einzigartig macht.

Am 7. Juli nahmen zudem Vertreter des Abteilungsvorstandes an einer Wahlkreistour unseres Pankower Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup teil. Geladen waren Vertreter der Deutschen Bahn, des Campus Buch und einer Bürgerinitiative gegen Bahnlärm. Im Mittelpunkt stand das Thema Schienenverkehr in Karow und Buch, insbesondere der seit langem in der Diskussion stehende Bahnhof „Karower Kreuz“. Dieser rückt wieder in den Vordergrund, weil die nun beginnende Sanierung der S-Bahnstrecke von Blankenburg bis Karow die Ausmaße eines möglichen Bahnhofs baulich berücksichtigen soll. Das Land Berlin muss in den kommenden Jahren entscheiden, ob der Bahnhof kommen soll. Wir als SPD Karow-Buch stehen dem Karower Kreuz skeptisch gegenüber. Grundsätzlich ist die Errichtung neuer Bahnhöfe zu begrüßen, jedoch sind in diesem Falle weder die nahverkehrliche Anbindung des Standortes gesichert, noch wäre mit genügenden Fahrgastzahlen zu rechnen. Dafür ist der Einzugsbereich des Bahnhofs einfach zu klein. Pendler aus dem Brandenburger Umland, die wie von der Bahn geplant, am neuen Bahnhof umsteigen sollen, würden mir ihren Autos ein Verkehrschaos verursachen. Wichtigstes Gegenargument für uns ist jedoch, dass mit dem Bau des Karower Kreuzes ein möglicher Regionalbahnhof Buch ins Hintertreffen geraten würde. Einen zusätzlichen Regionalbahnsteig am Bahnhof Buch fordert die SPD Karow-Buch bereits seit längerem, um die positive Entwicklung des aufstrebenden Ortsteils Buch sowie des Campus Buch mit seinen vielen Arbeitsplätzen zu unterstützen. Die alte Diskussion wird uns also auch im Wahlkampfjahr 2016 erhalten bleiben.

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der Juli, August, September-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.

Lebensgefühl Berlin

Ein Kommentar von Nicolas Drathschmidt, Stellvertretender Vorsitzender der SPD Karow-Buch und Kandidat für die Bezirksverordnetenversammlung von Pankow

Berlin, das ist die Stadt für alle. Mehr als 25 Jahre nachdem sich die Berlinerinnen und Berliner im Osten ihre Freiheit friedlich erkämpft haben, lassen wir sie uns nicht mehr nehmen, denn Berlin ist eine weltoffene Metropole und soll es auch bleiben. Für Menschen aus mehr als 180 Nationen ist Berlin Heimat geworden. Ein Zuhause, das durch Vielfalt geprägt ist und Wandel. Unser Lebensgefühl ist Freiheit. Die Freiheit für die anderen, anders sein zu können als man selbst.

Auch Karow und Buch sind lebendige Ortsteile am Berliner Stadtrand, in denen uns der beständige Wandel Berlins begleitet: Der Campus und die Kliniken in Buch sind Arbeitgeber für Menschen unterschiedlichster Herkunft. Bei uns werden Wohnungen gebaut für Menschen, die zu uns kommen, für Flüchtlinge, für die Berlinerinnen und Berliner. Es entstehen Quartiere im Grünen für Familien, Menschen jeden Alters, jeder Herkunft. Wir haben die Chance in Buch und Karow bezahlbare Mietwohnungen zu bauen, ausreichend Kita- und Schulplätze zu schaffen und das Leben auch der Alteingesessenen zu verbessern. Dafür braucht es allerdings das Engagement der Zivilbevölkerung, die sich einbringt, die kritisch und konstruktiv ist.

Wir erzielen Fortschritte beim Abbau der Arbeitslosigkeit, Bildung in Berlin ist gebührenfrei und wir können wieder mehr investieren. Das alles gelingt uns nicht ohne Wachstum und ohne die Beliebtheit Berlins, die so viele Menschen hierher lockt. Die zahlreichen Veränderungen, die unsere Stadt nun durchlebt, stellen uns natürlich vor große Herausforderungen. Mein Vertrauen in die Berlinerinnen und Berliner ist jedoch größer, als die Angst, das nicht bewältigen zu können. Mit Sorge betrachte ich aber die wachsende Zahl derer, die unsere tolerante und freie Stadt in Frage stellen. In diesen Tagen müssen wir Haltung bewahren und uns gradlinig gegen die Ewiggestrigen stellen, die nicht verstehen wollen, dass Berlin eine bunte, internationale Stadt ist. Hass und Ausgrenzung passen nicht zu Berlin, hier darf jeder so sein wie er oder sie das möchte.

„Ich bin schwul und das ist auch gut so!“, sprach Klaus Wowereit vor 15 Jahren aus – damals ein weltverändernder Satz.
Heute, möchte ich in einem Land, in einem Berlin leben, in dem es selbstverständlich ist, diesen Satz sagen zu können. In meinem Berlin halten wir zusammen und grenzen nicht aus, wir verbinden, statt zu hetzen. Berlin bleibt die Stadt der Vielfalt, der Toleranz, der Offenheit. Eine Stadt, die ein bisschen verrückt sein darf, ein bisschen chaotisch, die kreativ ist und erfolgreich.

Berlin bleibt weltoffen!

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der Juli, August, September-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.

Einmischen statt dichtmachen – Im Pankower Norden wird die Zukunft der Quartiere entschieden. Reden Sie mit!

Ein Kommentar von Rona Tietje, Fraktionsvorsitzende der SPD Pankow in der Bezirksverordnetenversammlung und unsere Bürgermeisterkandidatin für Pankow

Im Frühjahr des letzten Jahres schlug ein Bauvorhaben im Bezirk große Wellen: Es hieß, das Gebiet rund um die Michelangelostraße soll umgestaltet und mit mehreren Tausend neuen Wohnungen bebaut werden. Der Senat hatte dazu einen Architektenwettbewerb durchführen lassen und informierte nun über die Ergebnisse. Die jetzigen Anwohnerinnen und Anwohner des Gebiets waren erst erschrocken und dann sauer: Ihrer Ansicht nach würde die Umsetzung des Siegerentwurfs ihre bisherige Wohnqualität massiv beeinträchtigen. Es organisierte sich ein breiter Widerstand, der sich über die Presse und in der BVV lautstark Luft machte.

Gut ein Jahr später ist die Lage eine völlig andere: Gebaut werden soll nach wie vor. Inzwischen aber sind die Anwohnerinnen und Anwohner und die Fraktionen in der BVV miteinander im Dialog. Die Befürchtungen der Nachbarschaft, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, ist dem Bewusstsein gewichen, Veränderungen aktiv mitgestalten und beeinflussen zu können. Denn es geht voran: In der letzten BVV vor der Sommerpause wurde ein Antrag aus der Feder der AnwohnerInnen beschlossen, in dem Leitlinien für die weitere Planung festgelegt werden.

Das Beispiel Michelangelostraße steht stellvertretend für viele ganz ähnliche Projekte im Bezirk. In ganz Berlin werden Wohnungen gebaut und viele davon in Pankow. Zum einen, weil hier aufgrund des Bevölkerungswachstums der Bedarf besonders hoch ist. Zum anderen aber auch, weil wir nach wie vor über vergleichsweise große Flächenpotenziale verfügen. Das trifft insbesondere auf den Norden zu und damit auch auf Karow und Buch. Ob durch Großprojekte, zu denen das Pankower Tor, die Greifswalder Straße und die Elisabeth-Aue gehören, oder die vielen kleinen Vorhaben, mit denen innerstädtische Baulücken geschlossen werden: Berlin rückt zusammen. Angesichts von fast 50.000 NeuberlinerInnen pro Jahr ist das auch unausweichlich.

Doch nur weil sich das „Ob“ einer Bebauung als gesamtstädtische Notwendigkeit erweist, ist das „Wie“ noch lange nicht entschieden. Als SPD-Fraktion setzen wir uns bei den genannten Projekten für eine maßvolle Bebauung ein, die der jetzigen Umgebung nicht nur zumutbar ist, sondern die für sie einen Mehrwert bedeutet: Durch eine bessere ÖPNV-Anbindung und die Aufwertung der Grünflächen, durch Kitas, Schulen, Ärzte, Einzelhandel und Freizeitmöglichkeiten – kurzum – all das, was bei der Schließung kleiner innerstädtischer Baulücken nicht möglich ist.

Die Zahl der neu entstehenden Wohnungen ist häufig der größte Knackpunkt in der Diskussion mit der Nachbarschaft. Dabei hilft es nicht wenn manch einer, wie aktuell im Fall der Elisabeth-Aue, mit Fantasie-Zahlen durch die Gegend läuft und die AnwohnerInnen verunsichert. Denn obwohl sich der Senat als Planungsbehörde auf eine klare Obergrenze von höchstens 5.000 Wohnungen festgelegt hat, bringt ausgerechnet der grüne Pankower Baustadtrat das Drei- bis Vierfache ins Gespräch. Das ist unseriös und entbehrt jeder Grundlage.

Ich verstehe, dass Veränderungen in der direkten Nachbarschaft nicht immer nur auf Zustimmung stoßen, sondern auch Skepsis und Ablehnung hervorrufen. Deshalb ist es mir wichtig, mit allen Seiten in ein offenes Gespräch zu kommen. Die angesprochenen Projekte werden ihre Quartiere auf Jahrzehnte hin prägen. Der Austausch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern findet deshalb längst statt und ist ein elementarer Bestandteil der Vorhaben. Dafür ist es unerlässlich, sich auch auf andere Positionen einzulassen. Das Beispiel der Michelangelostraße hat das ganz deutlich gezeigt. Auch hier gibt es nach wie viele unterschiedliche Vorstellungen. Aber es gibt inzwischen eben auch eine ganze Menge Gemeinsamkeiten.

Lassen Sie uns diese Zeit der großen Veränderungen dazu nutzen, Pankow für die nächsten Jahre gut aufzustellen: Mit qualitativ gutem, bezahlbarem Wohnraum, der keiner Verdrängung zum Opfer fällt. Mit lebendigen Quartieren und einer Infrastruktur, die ihrer Aufgabe und Nachfrage gerecht wird. Und mit einer Bezirksgesellschaft, die miteinander streitet, ohne einander auszugrenzen.

Also nutzen Sie Ihre Stimme: Fragen Sie, fordern Sie, mischen Sie sich ein – der Wahlkampf ist dafür eine hervorragende Gelegenheit. Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen!

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der Juli, August, September-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.

Kitaplätze schaffen!

Ein Kommentar von Nicolas Drathschmidt, Stellvertretender Vorsitzender der SPD Karow-Buch und Kandidat für die Bezirksverordnetenversammlung von Pankow

Berlin wächst und Buch und Karow wachsen mit. Daher brauchen wir auch mehr Kitaplätze. Gerade Alleinerziehende benötigen verlässliche Betreuungsangebote.

Die Möglichkeit das Kind in die Kita zu geben, bedeutet für Mütter den eigenen Beruf nicht aufgeben zu müssen. Ein gutes Angebot an Kitaplätzen ist daher auch ein Baustein für mehr Geschlechtergerechtigkeit.

War die Versorgungslage in Karow und Buch in den letzten fünf Jahren noch ausgewogen, werden nun auch bei uns die Plätze knapp. Prozentual ist die Zahl der Kinder zwischen ein und sechs Jahren in Buch seit 2011 pankowweit am stärksten gestiegen. Wir setzen uns daher dafür ein, dass im Zuge der geplanten Neubauvorhaben in unserer Region verstärkt Kitaplätze geschaffen werden.

Der Besuch einer Kita ist wichtig. Frühkindliche Bildung und Sprachförderung in der Kita sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft. Hier wird Inklusion gelebt und Integration kann gelingen. Mit der Errichtung Modularer Unterkünfte für Geflüchtete sollten deshalb gleichzeitig Kitaplätze für unsere Region geplant werden.

Aber wir brauchen bereits jetzt weitere Angebote. In Pankow setzen wir uns dafür ein, an Schulen und bestehenden Einrichtungen auch Modulare Ergänzungsbauten für neue Kitas zu errichten.

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der April, Mai, Juni-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.

Schweigen, Ahnungslosigkeit, Verleugnen — Zum Umgang mit kriminellen Clans in Berlin

Ein Kommentar von Tom Schreiber, Köpeniker Abgeordneter und Sprecher für Verfassungsschutz und Queerpolitik der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin

Wie viele organisierte kriminelle Clans zählt die Berliner Polizei in Berlin und wo liegen deren regionale Schwerpunkte? Wie viele Intensivtäter lassen sich zu den Clans zählen? Gibt es Ermittlungen aufgrund vermuteter extremistischer Hintergründe im Bereich „arabischer Familien“? Waren Mitglieder von Clans an Raubüberfällen, etwa beim KaDeWe oder im Hyatt, beteiligt?

Diese und viele weitere Fragen habe ich an die Innenverwaltung seit dem Sommer 2015 gestellt, um das Problem von mafiösen Clanstrukturen in Berlin näher zu beleuchten und greifbarer zu machen. Wie hat die Berliner Polizei und die Innenverwaltung darauf geantwortet? Mit gähnender Leere. Auf all die hier aufgeführten Fragen gab es nur eine Antwort: Der Begriff ‚kriminelle Clans’ sei für die Polizei Berlin nicht relevant und unterliege keiner verbindlichen Definition. Er sage aus polizeilicher Sicht weder etwas zur Rolle noch zum Status von Personen aus und auch nicht zur Größe oder Struktur einer Familie oder zum jeweiligen Verwandtschaftsverhältnis. Bei der Polizei Berlin erfolge daher keine statistische Erfassung der Familienzugehörigkeit von Straftätern. Als ich fragte, welchen Begriff die Polizei nun anstelle von „kriminellen Clans“ verwende wurde mir mit genau der gleichen Aussage geantwortet (Drs. 17 / 16802).

In diesem Zusammenhang irritierte mich noch viel mehr, dass der oberste Dienstherr des Inneren und damit auch über der Polizei stehende Innensenator den genannten Begriff seit langem selbst nutzt. Für ihn wird dieser wohl sehr relevant sein, da er am 12. August 2013 in der B.Z. wie folgt zitiert wird: „Es ist aber nicht so, dass wir bei den kriminellen Großclans tatenlos zusehen” und „Mit dem, was wir haben, werden wir in der Lage sein, diese Clans mit der gleichen Härte zu bekämpfen – mit allem, was das Gesetz erlaubt“. Abgesehen davon, dass ich den letzten Satz stark anzweifle, ist mir vollkommen unbegreiflich, wie der Senator scheinbar ein Problem erfasst hat, aber weder seine Verwaltung noch die Berliner Polizei etwas davon wissen wollen. Mir geht es dabei nicht um die Verwendung von Begrifflichkeiten sondern um die Anerkennung eines Problems, welches unsere Stadt sehr verunsichert und einen Kriminalitätsschwerpunkt seit mindestens über 20 Jahren bildet. Es geht um dabei um einen Kampf für unseren Rechtstaat und für das, was unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält.

Meine These ist seitdem, dass unser Rechtsstaat mehr und mehr erodiert. Leider sehe ich mich durch viele Gespräche, Hospitationen und Hinweise bestätigt.

Im genannten Artikel benennt der Senator neben seiner großen Kampfansage einige Bereiche, in denen er ansetzen möchte, um „dieses Problem bei der Wurzel [zu] packen.“ Da seit dieser Aussage mittlerweile zweieinhalb Jahre vergangen sind, fragte ich also nach konkreten Ergebnissen. Antwort: In der Innenverwaltung wurde eine Projektstudie durchgeführt, die jedoch Verschlusssache ist. Außerdem sei beim Landeskriminalamt ein Kommissariat zur Untersuchung von arabischstämmigen Tätern gebildet worden. In der Justizverwaltung fänden darüber hinaus wöchentliche Abstimmungen aller Abteilungen für Organisierte Kriminalität statt. Im o.g. Artikel wurden zusätzlich gemeinsame Maßnahmen der Gewerbeaufsicht, der Ausländerbehörde und der Steuerfahndung angekündigt – doch auch hier: Fehlanzeige. Keine Behörde fühlt sich zuständig. Dazu passt, dass es seit 2011 „immer wieder auch zur Auffindung und Sicherstellung von Waffen“ kam (Drs. 17 / 16282), aber nicht gesagt werden kann, in welchem Umfang dies geschah. Dazu passen auch die bisherigen Ergebnisse bezüglich sichergestellten Vermögens, welches illegal im Bereich der Organisierten Kriminalität erworben wurde. In den letzten drei Jahren immerhin durchschnittlich knapp über eine Million Euro. In Anbetracht der Summen, die in diesem Bereich vermutet werden, ist dies eher ein Klacks (Drs. 17 / 16815).

Die Antworten haben mich zum Teil stark schockiert. Entweder wird geschwiegen, das Problem verleugnet oder es besteht tatsächlich eine breite Ahnungslosigkeit bei der Innenverwaltung. Es ist schwer zu sagen, was davon am Schlimmsten ist. Der Polizeieinsatz gegen Clan-Verbindungen vom 12. April sollte Stärke demonstrieren. Es wird sich zeigen, ob dieser nachhaltig etwas gebracht hat. Bis dahin und auch danach werde ich weiter den Finger in die Wunde legen. Wir können als Gesellschaft sowie in der Politik wie auch in den Strafverfolgungsbehörden dem mafiösen Treiben der Clans nicht einfach zusehen.

Im Sommer forderte ich den Einsatz von Verdeckten Ermittlern in der Haft. Es ist kein Geheimnis, dass die Organisierte Kriminalität ihre Fäden in und aus der Haft hinaus führt. Wir brauchen alle rechtstaatlichen Instrumente, um Strukturen aufzudecken und gegen die Korruption in diesem Zusammenhang vorzugehen. Die Organisierte Kriminalität hat ein einfaches Prinzip: die Netzwerke sind vorhanden und werden zur Generierung von Geld unauffällig genutzt. All das, was stört, wird zur Seite geräumt. Das große parlamentarische und exekutive Desinteresse spielt der Organisierten Kriminalität in die Hände. Hier sage ich klar: ich werde das so nicht akzeptieren. Meine Wege und Mittel werde ich nutzen, damit der Rechtsstaat wieder ein Rückrad erhält.

Dieser Kommentar ist ursprünglich in einer gekürzten Fassung in der April, Mai, Juni-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.

Die SPD Karow-Buch begrüßt die Bautätigkeiten in Pankow

Ein Kommentar von Lucas Koppehl, Vorsitzender der SPD Karow-Buch

Die SPD Karow-Buch beschäftigte sich auf ihrer Abteilungsversammlung am 19. April mit zwei großen Bauprojekten, die in nächster Zeit in unserem Bezirk realisiert werden.

Französisch Buchholz, wenngleich auch auf dem Gebiet von Blankenfelde, wird aller Voraussicht nach einen neuen Stadtteil erhalten. Auf der sogenannten Elisabethaue plant Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel die Errichtung von bis zu 5.000 Wohnungen. Falls das Projekt in den nächsten Jahren realisiert wird, werden über 10.000 neue Bürger nach Nordpankow ziehen. Angesichts der Wohnungsknappheit in der Stadt ist dies der richtige Schritt.

Wir werden den Planungsprozess aufmerksam und aktiv begleiten, denn ohne ein Verkehrskonzept wird der Norden Pankows den schnellen Verkehrsinfarkt erleiden – hier ist ein großer Wurf erforderlich!

Auch Fortschritte bei einem weiteren Großprojekt begrüßen wir: Die Bebauung des Güterbahnhofsgeländes am S-Bahnhof Pankow. Hier ist nach jahrelangem Hin und Her eine Vereinbarung gelungen. Neben den wichtigen neuen Wohnungen (25 % sozial gefördert!) verkürzen sich so für viele Pankower, auch aus dem Norden, die Wege zum nächsten Shopping-Center. Es geht voran.

Dieser Kommentar ist ursprünglich in der April, Mai, Juni-Ausgabe der Kiezstimme der SPD Karow-Buch erschienen.